Katja Korehnke

Innovationen systemisch denken

Erfolgreiche neue Produkte entwickeln heißt nicht, Bewährtes über Bord zu werfen. Es gilt vielmehr herkömmliche Methoden und Arbeitstechniken mit neuem systemischen Denken zu verknüpfen. Wie das in der Praxis funktioniert, zeigt ein junges Unternehmen aus Kiel.

Das Team Arne Sebrantke, Emilia Lucht und Jonas Thiesfeld

Die Umgebung genau beobachten, Produkte im Prozess des Machens entwickeln und sich dabei konsequent an der Beziehung von Nutzer und Produkt orientieren. Das sind die neuen Mantras in der Innovationsentwicklung. Emilia Lucht und ihr Partner Arne Sebrantke haben diese Grundsätze schon während ihres Produktdesign Studiums verinnerlicht.

Zusammen mit dem Unternehmer Jonas Thiesfeld haben die beiden 2016 das Nui Studio – Design and Furniture Lab – in der Nähe von Kiel gegründet. Die Nachfrage nach ihren Produkten ist enorm. In ihrem eigenen Unternehmen verfolgen sie noch eine weitere Mission: Sie wollen Jahrzehnte alte Methoden und Arbeitstechniken mit moderner Technologie verbinden. Past Forward Design nennen sie diese Philosophie, mit der sie außerordentlich erfolgreich unterwegs sind.

Das Trio hat unter anderem eine Leuchte erfunden, in der eine Grünpflanze ohne weiteres Zutun von Sonnenlicht und Wasser gedeihen kann. Mit der Mygdal Pflanzenleuchte entstand ein geschlossenes Ökosystem, welche das traditionelle Glasmacherhandwerk, speziell entwickeltes LED-Licht und das biologische Prinzip des Flaschengartens zusammenführt. Letzteres ist eine Idee, die immerhin auf die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückgeht. Die Pflanze im Inneren der Mygdal Leuchte betreibt selbständig Photosynthese, gießen ist überflüssig, da es sich um einen geschlossenen Kreislauf handelt.

Entwurf der Mygdal Lampe, Copyright ErwinBlock Photography

Es ist ein wahrlich interdisziplinäres Projekt. Über 20 Firmen – die meisten aus der Region – beteiligten sich an der Entwicklung der ungewöhnlichen Leuchte. Darunter befanden sich auch Vertreter fast vergessener Handwerke. Glasmacher oder Metalldrücker machten durch ihre Fertigkeiten und ihre Erfahrung die Produktion erst möglich – Wissen, das die Industrie so nicht anbieten kann.

Arne Sebrantke entwickelt das Model, Copyright ErwinBlock Photography.

Emilia, Arne und Jonas stehen für die Generation von „Produktmachern“, die systemisch denken und arbeiten. Sie berücksichtigen mit einer wertschätzenden Grundhaltung die Wechselwirkung zwischen Mensch und Umwelt in der Produktentwicklung und im späteren Gebrauch. Emilia erklärt es so: „Um neue unkonventionelle Ansätze zu finden, beobachten wir Menschen in ihrem alltäglichen Tun und versuchen daraus Problemstellungen zu identifizieren. Ziel ist, Produkte zu entwickeln, die nicht nur ein langlebiges und zeitbeständiges Design haben, sondern auch originär sind im Hinblick auf Funktionalität und achtsamen Umgang mit Material und Ressourcen.“

Dabei stehen der Austausch und das lebendige Miteinander aller Teammitglieder im Vordergrund – von der Ideenfindung bis zum fertigen Möbelstück und immer mit dem Mut und der Neugier, Neues anzupacken und Traditionen zu bewahren.

Bewerten Sie diesen Beitrag.

 
 
 
 
 
 
 
Bewerten
 
 
 
 
 
 
0 Bewertungen
0 %
1
5
0
 

Kontaktformular

Kontaktformular
Auf dem Laufenden bleiben